Des Kaisers neue Kleider: Greenpeace weist Chemikalien in Luxus-Kinderbekleidung nach

Donnerstag 20.02.2014: Mit einem Fotoshooting der anderen Art hat Greenpeace Frankfurt heute vor dem Versace-Geschäft in der Goethestraße protestiert. In einer aktuellen Untersuchung weist Greenpeace nach, dass Kinderkleidung internationaler Luxusmarken teilweise mit gefährlichen Chemikalien belastet ist. Diese gelten als hormonell wirksam und potentiell krebserregend. Getestet wurden Kleidungsstücke und Kinderschuhe der Marken Versace, Dior, Dolce & Gabbana, Giorgio Armani, Hermès, Louis Vuitton, Marc Jacobs und Trussardi. Bei allen Herstellern außer Trussardi fanden sich schädliche Chemikalien. Zum flickr-Album der Aktion

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Jeder kennt das Märchen von des Kaisers neuen Kleidern, in dem dem Kaiser etwas vorgegaukelt wird, was nicht ist. Auch der Schein der extravaganten Mode täuscht. 'Teuer' ist nicht immer mit 'besser' gleichzusetzen. Vor allem nicht mit 'sauber'. "Gerade bei Kleidung von Luxus-Labeln, wo der Kunde teils mehrere hundert Euro für ein einziges T-Shirt hinblättert, kann man erwarten, dass die Kleidung sauber produziert wurde", sagt Jörg Dürrfeld von Greenpeace Frankfurt. "Nicht nur wegen der Gesundheit des  Kunden, der ja angeblich König ist, sondern auch, weil die Gewässer und Umwelt weltweit durch diese Chemikalien belastet werden. Der Kaiser braucht dringend neue Kleider!"

Als besonders schädlich gelten Nonylphenolethoxylat (NPE), das hormonell wirksam ist und vor allem eine Gefahr für Wasserorganismen darstellt sowie per- und polyfluorierte Chemikalien (PFC), die das Immunsystem und die Fruchtbarkeit beeinträchtigen und zu Schilddrüsenerkrankungen führen können. Nachgewiesen wurde NPE in Ballerina-Schuhen der Marke Louis Vuitton, aber auch in Dior-Oberteilen. PFC befinden sich beispielsweise in einer wasserdichten Kinderjacke von Versace. Viele der getesteten Artikel überschreiten deutlich den branchenüblichen Vergleichswert, einen gesetzlichen Grenzwert gibt es nicht. Antimon war in allen getesteten Artikeln mit Polyesteranteilen von Dolce & Gabbana, Giorgio Armani und Versace enthalten. Antimon ähnelt in seiner Wirkung dem Arsen und ist umwelt- und gesundheitsschädlich. Antimon wird in der Polyesterherstellung als Katalysator benutzt, schon seit einiger Zeit sind dafür Alternativen erhältlich.

Auch das Label 'Made in Italy', welches man normalerweise mit italienischer Handwerkskunst und Eleganz verbindet, ist kein Garant. Sieben der zwölf mit NPE kontaminierten Kleidungsstücke tragen dieses Etikett. Die sehr hohen NPE-Werte bei vier Artikeln legen die Vermutung nahe, dass während der Produktion NPE-Mengen eingesetzt wurden, die in  Europa illegal sind. Dies deutet darauf hin, dass diese Kleidung teilweise außerhalb Europas hergestellt wurde. Das 'Made in Italy'-Etikett garantiert nicht, dass die Kleidung unter den strengeren europäischen Bestimmungen produziert wurde.

Mit der Detox-Kampagne hat Greenpeace 20 Textilhersteller von Primark über H&M bis Burberry überzeugt, sich bis zum Jahr 2020 auf eine Produktion ohne Risiko-Chemikalien zu verpflichten. Der Luxussektor sperrt sich noch gegen die Kampagne. Nur Burberry und Valentino haben eingewilligt zu entgiften - es bleibt zu hoffen, dass weitere Labels folgen.