Fortschritt bei gentechnikfreien Geflügelprodukten

Nachdem im Februar dieses Jahres die deutsche Geflügelwirtschaft erklärte, nach 14 Jahren wieder Gen-Soja im Tierfutter einzusetzen, liegt die Verantwortung beim Lebensmitteleinzelhandel, Gentechnikfreiheit für Ihre Eigenmarken weiterhin einzufordern. Nur Rewe, Penny und tegut hielten daran fest, auch weiterhin gentechnikfrei gefütterte Geflügelprodukte anzubieten. Zunächst schien es, als würde sich fast der komplette Rest der Branche den zwei größten Geflügelmästern Wiesenhof und Rothkötter beugen und die riskanten Gen-Pflanzen in der Produktion widerstandslos hinnehmen. Doch tausende Protestmails und Postkarten von Verbrauchern zeigten Wirkung.

Bei Real können die Kunden bereits seit Ende September auf Geflügelprodukte mit dem Siegel „Ohne Gentechnik“ zurückgreifen. Kaufland führte die ersten gentechnikfreien Wurstwaren und Schweinefleischprodukte auf regionaler Ebene ein. Auch Edeka hat angekündigt, gentechnikfrei gekennzeichnetes Geflügelfleisch in den nächsten Wochen in bestimmten Regionen anzubieten. Rewe macht dies bundesweit schon länger. Eine Greenpeace-Abfrage bei den größten Eierproduzenten ergab zudem: Die meisten in Deutschland verkauften Eier stammen aus gentechnikfreier Produktion. Das zeigt, wo ein Wille ist, da geht es auch ohne Gentechnik. In Österreich und der Schweiz gibt es flächendeckend Eier, Fleisch und Milch ohne Gentechnik in den Supermärkten geben.

Weniger erfreulich ist, dass die deutschen Geflügelmäster - allen voran Wiesenhof - sich laut Branchenkennern immer noch gegen die Rückkehr zu gentechnikfreier Ware sträuben. Obwohl die überwiegende Mehrheit des Handels dazu bereit ist, die Kosten dafür zu zahlen. Eine Branchenlösung wäre ein wichtiger Schritt, um die Produktionsstandards vom Futter bis zur Haltung der Tiere dauerhaft nachhaltig zu verändern. Dennoch ist jedes einzelne Unternehmen gefragt, 'Ohne Gentechnik' als Qualitätskriterium bei sich festzulegen. Aldi Süd hat sich bisher kein Stück bewegt, um das Gen-Futter aus der Eier- und Geflügelproduktion zu verbannen. Der Discounter spielt für die Umsetzung einer Branchenlösung aber eine wichtige Rolle. Wiesenhof und Co. können sich diese Sturheit nicht länger leisten. Die Geflügelmäster haben hinter verschlossen Stalltüren viele Probleme: Ob hoher Antibiotikaeinsatz, überzüchtete Rassen oder schlechte Haltungsbedingungen – Gen-Futter ist nur eines davon, das relativ zügig in den Griff zu bekommen ist.

Abfrage Eierproduzenten und -vermarkter (2014/08)