Pestizide

Was sind Pestizide?

Pestizide ist der Oberbegriff für diverse chemisch-synthetische Mittel, die zur Bekämpfung von Pilz- und Viruserkrankungen bei Pflanzen, zur Vernichtung von Unkräutern und tierischen Schädlingen (bspw. Insekten, Weichtiere etc.) dienen, man spricht auch von "Pflanzenschutzmitteln" (PSM). Weltweit gibt es über 1200 Wirkstoffe, in der EU sind etwa 500 zugelassen.

 

Gefahr für Mensch...

Pestizide können können die Zellteilung stören, das Entstehen von Krebs begünstigen, das Erbgut verändern, das Immun- und Hormonsystembeeinträchtigen oder Allergien auslösen. Besonders in Entwicklungsländern sind Menschen durch die Anwendung direkt gefährdet, da es kaum Kontrollen und Arbeitsschutz gibt und die Anwender oft nicht über die Gefahren Bescheid wissen. Außerdem sind hier noch viele besonders giftige Wirkstoffe auf dem Markt, die in der EU längst verboten sind. Nach Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) gibt es weltweit jährlich etwa 25 Millionen akute Vergiftungsfälle und 20.000 Tote bei der Anwendung.
Aber auch die Verbraucher sind betroffen. Pestizide bleiben teilweise auf den Pflanzenoberflächen zurück oder werden von der Pflanze aufgenommen. Das Waschen von Obst und Gemüse ist immer ratsam, kann aber Rückstände nicht immer vollständig beseitigen. Immer wieder finden sich Rückstände, die über den gesetzlichen Grenzwerten liegen, die sog. Akute Referenzdosis (ARfD) überschreiten, also auch schon bei einmaliger Aufnhame gesundheitsgefährdend sind, oder gar Wirkstoffe, die verboten sind. Besonders gefährdet sind Kinder, ältere und kranke Menschen.

 

...und Umwelt

Der Einsatz von Pestiziden gefährdet auch nützliche Tier- und Pflanzenarten und damit die Artenvielfalt insgesamt. Grund- und Oberflächenwasser werden belastet und Wasserorganismen geschädigt. In weiten Teilen Europas ist das Grundwasser so stark mit Pestiziden belastet, dass es nicht mehr als Trinkwasser verwendet werden kann. Durch Intensivlandwirtschaft in küstennahem Gebieten und die Ausschwemmung von Pestiziden werden auch die Meeresökosysteme in Mitleidenschaft gezogen.
 


Probleme in der Landwirtschaft

Auch für die Landwirtschaft selbst sind Pestizide - längerfristig betrachtet - problematisch. Beikräuter und Schädlinge werden zunehmend resistent gegen die Spritzmittel, es muss öfters und mit giftigeren Mitteln gespritzt werden - ein Teufelskreis. Der Anbau von Gen-Pflanzen verstärkt diese Probleme, die meisten Genpflanzen sind "herbizidtolerant", also so verändert, dass sie Unkrautvernichtungsmittel (Herbizide) überleben. Durch den massiven Einsatz von Herbiziden werden aber auch die Unkräuter mit der Zeit resistent - ein zunehmendes Problem bspw. in den USA und Südamerika.


Es geht auch ohne...

Der ökologische Landbau beweist: es geht auch ohne den Einsatz chemisch-synthetischer Pestizide. Im Ökolandbau sind chemisch-synthetische Pestizide verboten. Das heißt natürlich nicht einfach nur, auf Pestizide zu verzichten, sondern erfordert eine gänzlich andere Herangehensweise. Oberste Priorität hat der vorbeugende Pflanzenschutz, bspw. durch die Auswahl geeigneter Sorten, Mischkulturen und Fruchtwechsel. Große Monokulturen und immer wieder die selbe Pflanzenart auf dem Acker stellen quasi ein Paradis für Pflanzenkrankheiten und Schädlinge dar. Natürlich müssen auch im Ökolandbau die angebauten Kulturen vor zu großem Schädlingsdruck geschützt werden. Neben den vorbeugenden Maßnahmen können im akuten Fall bspw. Nützlinge gezielt eingesetzt oder umweltfreundliche, pflanzliche Mittel angewendet werden. Beikrautbekämpfung kann auf mechanischem Weg erfolgen.


Die Greenpeace Pestizid-Kampagne - Erfolg für Mensch und Umwelt

Schon seit vielen Jahren untersucht Greenpeace regelmäßig Obst und Gemüse auf Pestizidrückstände. Immer wieder werden die gesetzlich festgelegten Grenzwerte oder auch die Akute Referenzdosis überschritten. Ausserdem sind in vielen Fällen die Grenzwerte nach Meinung von Experten zu hoch angesetzt. Durch unsere Arbeit und den gemeinsamen Protest von tausenden Verbrauchern hat sich schon vieles verbessert, so werden bspw. in Almeria, Südspanien, von woher viele Gemüse aus Treibhausanbau auf den deutschen Markt gelangen, vermehrt Nützlinge eingesetzt. Alle großen deutschen Handelsketten haben inzwischen eigene Maßnahmen ergriffen, um die Belastung zu reduzieren, indem besser kontrolliert wird und höhere Anforderungen an die Zulieferer und Produzenten gestellt werden. Sowohl unsere eigenen als auch die behördlichen Untersuchungen zeigen, dass in vielen Bereichen die Belastung tatsächlich rückläufig ist. Zufriedenstellend ist die Situation aber noch immer nicht. Da es Grenzwerte nur für die einzelnen Wirkstoffe gibt, werden vermehrt verschiedene Wirkstoffe eingesetzt. Wie diese "Rückstandscocktails" auf die Gesundheit wirken, ist noch kaum erforscht.
Wir fordern daher auch gesetzliche Summengrenzwerte, d. h. dass nicht nur für die einzelnen Wirkstoffe, sondern auch die gesamten Rückstände verbindliche Grenzwerte gelten. Besonders gefährliche Wirkstoffe müssen verboten, die Überwachung verbessert und Verstösse konsequent geahndet werden. Vorallem müssen der ökologische Anbau und auch in der konventionellen Landwirtschaft Methoden des nicht-chemischen Pflanzenschutzes stärker vom Staat gefördert werden.