DETOX - Die Greenpeace Textil & Gewässerkampagne
- Details
- Zuletzt aktualisiert: Freitag, 07. Februar 2014 14:24
DETOX steht für entgiften. Das stilisierte "X" ist das chinesische Zeichen für Wasser
Der Großteil der Welttextilproduktion findet im "Globalen Süden" statt, hauptsächlich in Asien, v. a. China, aber auch in Ländern wie Mexiko. Dort ist Arbeitskraft billig und die Umweltstandards niedrig. Der hohe Einsatz von umwelt- und gesundheitsgefährdenden Chemikalien führt dort zu massiver Gewässerverschmutzung. Die Ökosysteme, die für Millionen Menschen auch Trinkwasser und Nahrung liefern, werden täglich vergiftet! Von dort beziehen westliche Hersteller ihre Waren und stehen damit in der Verantwortung – über 800.000 Tonnen Textilien importiert allein Deutschland jedes Jahr! Und auch bei uns gelangen Rückstände beim Waschen in die Gewässer. Mit der globalen Kampagne DETOX! will Greenpeace erreichen, dass die Textilproduktion sauberer und die giftigsten Chemikalien ausgelistet und durch umweltfreundlichere Alternativen ersetzt werden.
Vom Jangtse und San Juan nach Frankfurt -
Recherchieren, Analysieren, Protestieren
Bereits 2011 hat Greenpeace die Detox-Kampagne gestartet. Probenahmen in chinesischen Flüssen wie dem Jangtse und dem Pearl River belegen die starke Verschmutzung der Gewässer. Mit umfangreichen Recherchen konnte eine Verbindung von den dort ansässigen Textilfabriken zu westlichen Sportartikelherstellern belegt werden. Nach ersten Aktionen weltweit, habe sich einige der Firmen zu Verbesserungen bekannt. Im großen Textilien-Test "Giftige Garne" (Oktober 2012) wurden Kleidungsstücke vieler namhafter Anbieter untersucht, in vielen von ihnen wurden Rückstände unterschiedlichster Chemikalien gefunden. Zwar geht für den Verbraucher keine akute Gesundheitsgefährung beim Tragen der Kleidung aus. Für die Umwelt und die vor Ort lebenden Menschen ist die Herstellung jedoch eine starke Belastung.
Für den aktuellen Report aus China, "Toxic Threads: Putting Pollution on Parade" haben Greenpeace-Mitarbeiter im Mai 2012 in den Industriegebieten Binhai und Linjiang Abwasserproben genommen und Gefährliches gefunden: Krebserregende und fortpflanzungsschädigende Chemikalien wie Perfluoroktansäure (PFOA), TMDD, 1,2-Dichlorethan (EDC), Dibutylphthalat (DBP), Benzothiazolamine und chlorierte Aniline.
Auch der aktuelle Report aus Mexiko, "Toxic Threads: Under Wraps" beweist massive Vergiftung der Flüsse San Juan und San Pedro. Den Greenpeace-Untersuchungen zufolge unterhalten mehrere Modemarken Geschäftsbeziehungen mit den dort ansässigen Produktionsstätten "Kaltex" bzw. "Lavamex". Zu den Unternehmen gehört auch Levi’s (Levi Strauss & Co). Mit internationalen Aktionen in Hersteller- wie in Absatzländern - und damit auch hier bei den Geschäften in Frankfurt - bringen wir die erschreckenden Ergebnisse der Recherchen und Laboruntersuchung in die Öffentlichkeit und fordern die Textilmarken auf, die verwendeten Stoffe lückenlos aufzulisten. Die Menschen vor Ort haben das Recht zu wissen, was in ihre Flüsse fließt. Die giftigsten Chemikalien sind auszulisten und durch Alternativen zu ersetzen!
Chemie für jedes Wetter
Outdoor-Marken wie Jack Wolfskin, The North Face und Mammut werben für ihre Produkte mit Bildern von unberührter Natur, waghalsigen Kletterern und Tiefschneefahrern. Doch von der Chemie in wetterfesten Textilien bleibt die Natur nicht unbelastet. Im Herbst 2012 wurde in unserem "Outdoor-Report" Outdoorbekleidung unter die Detox-Lupe genommen. Denn die wasser- und schmutzabweisende Ausrüstung basiert auf perfluorierten und polyfluorierten Chemikalien (PFC). Seit über 50 Jahren werden PFC künstlich hergestellt und breiten sich weltweit über die Luft und Gewässerkreisläufe aus. Sie sind extrem persistent, d. h. sie bauen sich nicht ab und reichern sich in der Umwelt, in der Nahrung und im Trinkwasser an - vom arktischen Polareis bis in die Tiefsee, vom menschlichen Blut bis in die Muttermilch. Sie können krebserregend und reproduktionstoxisch wirken. Deutschland ist mit einem Umsatz von über einer Milliarde Euro der größte europäische Markt für Outdoor-Produkte. Die meisten Kunden sind keine Ausnahmeathleten, sondern wollen bei einer Radtour oder Herbstwanderung warm und trocken bleiben. Mit viel Chemie ausgerüstete Outdoor-Produkte sind inzwischen jedoch Alltagskleidung, auch Kinder tragen bei Regen und Matsch auf dem Spielplatz oft Jacken und Hosen, die für eine Polar-Expedition geeignet wären. Überlegen Sie, ob Sie eine Regenjacke für den Gipfelsturm oder einen Spaziergang benötigen. Einige Hersteller bieten bereits fluorfreie Alternativen an. Zu den wetterfesten Alternativen zählen Textilien mit Membranen aus Polyester (zum Beispiel Sympatex®) und Polyurethan. Auch diese Kleidung ist winddicht, atmungsaktiv und hält einem Wolkenbruch stand.
Auch unsere Gewässer sind betroffen
Die Gifte in Textilien verschmutzen nicht nur die Gewässer im Produktionsland. Die Rückstände in den Kleidungsstücken, die in unseren Waschmaschinen ausgewaschen werden, gelangen dann in unsere Flüsse. Im Frühjahr 2012 hat Greenpeace den Gehalt von Nonylphenolethoxylaten (NPE) in Stoffprodukten vor und nach dem Waschen untersucht. Der Report "Schutzige Wäsche III - Gefährliche Chemie aus der Waschtrommel" zeigt, dass die Textilbranche einen Schadstoff-Kreislauf von globalem Ausmaß verursacht: Von der Produktion der Textilien mit hohem Chemikalieneinsatz über Rückstände in den fertigen Textilien bis zum Auswaschen. Dabei gelangt ein signifikanter Anteil der Chemikalie in die Flüsse und wandelt sich in das giftige und hormonell wirksame Nonylphenol (NP) um. In der EU ist die Verwendung von NPE und NP verboten oder stark eingeschränkt.
Detox - schon jetzt ein Erfolg
Die gesamte Textilbranche zu entgiften erfordert einige Anstrengungen. Oft wissen die Anbieter selbst nicht so genau, wie die Textilien produziert und welche Chemikalien in welchem Umfang eingesetzt werden. Wir halten es aber für eine machbare Forderung, dass die Unternehmen die Ziele bis 2020 umsetzen können, wenn sie wollen. Als Reaktion auf die Detox-Kampagne hatten sich bereits die Sportartikel-Hersteller Puma, Adidas, Nike, Li Ning und die Modemarken H&M, C&A und Marks&Spencer zu einer giftfreien Produktion verpflichtet.
Nach unseren Globalen Aktionstagen sind nun jüngst auch die Inditex-Gruppe (Zara u.a. Marken) sowie Mango und Esprit hinzugekommen. Bis sich alle Unternehmen dazu bekannt haben und die Ziele umgesetzt sind, ist es aber noch ein weiter Weg.
Helfen Sie mit: Unterstützen Sie Detox auf Facebook, Twitter und Co. und informieren Sie Freunde und Bekannte!
Don't be a "fashion victim"
FactSheet Zusammenfassung des Mexiko-Reports (2012/12) NEU!
Report Mexiko: "Toxic Threads: Under Wraps" (2012/12)(englisch) NEU!
FactSheet Zusammenfassung des China-Reports (2012/11) NEU!
Report China: "Toxic Threads: Putting Pollution on Parade" (2012/11)(englisch) NEU!
Einkaufsratgeber Textillabel (2012/11) NEU!
Studie "Giftige Garne" (2012/11) NEU!
KurzInfo "Schmutzige Wäsche" (2012/11) NEU!
Fragen & Antworten zum Outdoor-Report (2012/10)
Report "Schutzige Wäsche III" (2012/03)
FactSheet Textillabel (2011/08)
FactSheet Nonylphenol (2011/08)
Der Greenpeace Report "Schmutzige Wäsche" - Volle Version
Der Greenpeace-Report "Schmutzige Wäsche" - Zusammenfassung (2 Seiten)