Bald bei LIDL: Billig-Huhn mit Genfutter?
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- Zuletzt aktualisiert: Sonntag, 30. März 2014 15:26
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Frankfurt 29.03.2014: Am Samstag haben Aktivisten von Greenpeace Frankfurt bei Lidl-Märkten in Frankfurt Geflügelprodukte der Lidl-Eigenmarke "Landjunker" und Frischeier mit Aufklebern gekennzeichnet, auf denen "ACHTUNG - Bald mit Gen-Futter?" zu lesen war und Kunden informiert: Im Februar hat der Zentralverband der Geflügelindustrie (ZDG) bekannt gegeben, ab April könne man „trotz großer Anstrengungen“ eine gentechnik‑freie Fütterung nicht mehr garantieren. Proben des eigenen Futters ergäben regelmäßige gentechnische Kontaminationen über 0,9 Prozent.
Die Branche behauptet, es gäbe nicht genug gentechnik-freie Soja auf dem Weltmarkt, die Verfügbarkeit gentechnikfreier Soja sei über Brasilien nicht mehr gewährleistet. Tatsache ist: Laut Agraranalysten aus Brasilien nimmt die Verfügbarkeit von gentechnikfreien Sojabohnen sogar zu. Brasilianische Landwirte produzieren im Vergleich zur Vorsaison 10 Prozent mehr gentechnik-freie Soja (für den größten sojaproduzierenden Bundesstaat Mato Grosso liegen die Ernteprognosen sogar bei einer Steigerung von 50 Prozent). Das sagt auch ABRANGE, der brasilianische Verband der Produzenten gentechnikfreier Soja. Wer also sich um qualitativ hochwertiges Futter kümmert und wirklich ohne Gentechnik produzieren will, der kann das auch! Außerdem gibt es auch die Möglichkeit, heimische Eiweißfuttermittel zu nutzen, wie Rapsschrot, Erbsen oder Ackerbohnen.
Der deutsche Lebensmittelhandel gehört zu den größten Lebensmittelherstellern des Landes. Fast jeder Supermarkt bietet im Sortiment sogenannte Eigenmarken an, mit denen er sich von der Konkurrenz unterscheidet. Der deutsche Geflügelmarkt wird von einigen wenigen Großkonzernen und Schlachthofbetreibern bestimmt. Die PHW-Group mit der Marke Wiesenhof und Rothkötter dominieren dabei die Branche und gehören somit auch zu den größten Lieferanten für die Eigenmarken der Supermärkte. Die Handelsketten beugen sich der skrupellosen Geflügelbranche und machen das dreckige Spiel um das billige Huhn mit. Dabei könnten sie aufgrund ihrer Marktmacht jetzt langfristig dafür sorgen, dass gentechnikfreie Soja im Futter in allen Ställen Normalität wird und zugleich die Tiere besser gehalten werden.
Greenpeace hat eine Abfrage bei allen großen Handelsketten gemacht. Rewe und der zur Rewe-Group gehörige Discounter Penny haben bisher zugesagt, bei ihren Pro Planet Produkten weiter auf eine gentechnikfreie Fütterung zu setzen. Die Discounter Aldi und Lidl haben eine neue Runde im Kampf um das billigste Fleisch eingeleitet. Geflügel ist jetzt noch billiger zu haben, auch die Eierpreise wurden kürzlich gesenkt. Gleichzeitig erklären Geflügel- und Eierbranche wieder gentechnisch verändertes Tierfutter massenhaft einzusetzen, weil es billiger ist. Der Zusammenhang ist offensichtlich. Um zu wissen, welche Produkte demnächst mit Gen-Futter hergestellt werden, recherchierte Greenpeace in den vergangenen Woche bundesweit in verschiedenen Supermärkten, hinter welchen Marken sich welche Produzenten verbergen. Erfasst wurden dabei in erster Linie die Eigenmarken. Denn gerade bei den Eigenmarken haben Lidl, Aldi und Co nicht nur eine Verantwortung, sondern auch Mittel und Möglichkeiten, die Fütterung mit Gen-Soja zu verhindern.
Es geht um die Frage, ob der Handel bereit ist, für bessere Qualität und damit für Umwelt- und Verbraucherschutz zu zahlen. Bezogen auf das Endprodukt bewegen sich die zusätzlichen Kosten für Futtermittel ohne Gen-Pflanzen in einem sehr geringen Spektrum. Ein Hähnchen ohne Gen-Futter kostet 3 bis 8 Cent mehr. Was macht die gentechnikfreie Soja eigentlich teurer? Der Anbau von Gentechnik! Denn um die Trennung der herkömmlichen Soja von der Gen-Soja gewährleisten zu können, müssen Tests vom Acker bis zum Futtermittel durchgeführt werden sowie Getreidelager, Mühlen und Transportmittel gereinigt werden. Die Gentechnik-Industrie zahlt das nicht. Beim Anbau von Gen-Pflanzen werden viele Gifte eingesetzt und die Artenvielfalt wird zerstört. Gentechnik ist das Gegenteil einer nachhaltigen Landwirtschaft. Laut einer aktuellen Umfrage, die vom Bundesministerium für Landwirtschaft im Januar 2014 veröffentlicht wurde, wollen 83 Prozent der Verbraucher, dass keine Gentechnik in der Landwirtschaft zum Einsatz kommt.
Ergebnisse der Greenpeace Abfrage bei den Handelsketten (2014/03)
FactSheet "Tierische Produkte ohne Einsatz gentechnisch veränderter Futterpflanzen" (2014/03)
Flyer "LIDL: Bald Billig-Huhn mit Gen-Futter?" (2014/03)
Greenpeace fordert:
Beibehaltung der gentechnikfreien Fütterung bei den Eigenmarken der Eier und
Frischgeflügelprodukte sowie Ausdehnung des Standards auf weitere Produkte
Kennzeichnung mit dem Label „Ohne Gentechnik“