Der Großteil der Welttextilproduktion findet im "Globalen Süden" statt, hauptsächlich in Asien, v. a. China, aber auch in Ländern wie Mexiko. Dort ist Arbeitskraft billig und die Umweltstandards niedrig. Der hohe Einsatz von umwelt- und gesundheitsgefährdenden Chemikalien führt dort zu massiver Gewässerverschmutzung. Die Ökosysteme, die für Millionen Menschen auch Trinkwasser und Nahrung liefern, werden täglich vergiftet! Von dort beziehen westliche Hersteller ihre Waren und stehen damit in der Verantwortung – über 800.000 Tonnen Textilien importiert allein Deutschland jedes Jahr! Und auch bei uns gelangen Rückstände beim Waschen in die Gewässer. Mit der globalen Kampagne DETOX! will Greenpeace erreichen, dass die Textilproduktion sauberer und die giftigsten Chemikalien ausgelistet und durch umweltfreundlichere Alternativen ersetzt werden.

Entgiften: (K)eine Mammut-Aufgabe

Frankfurt 30.01.2016: Aktivisten von Greenpeace haben heute am Mammut-Store an der Konstablerwache auf gefährliche Chemikalien in Outdoorkleidung aufmerksam gemacht. Sie klebten Folien mit dem umgestalteten Logo an die Schaufenster. Unterm toten Tier prangt der Schriftzug  „mit gefährlicher Chemie“ oder der veränderte Werbespruch „Absolute alpine. Absoute polluter!“ (Absolut alpin, absoluter Umweltverschmutzer!). Auch in vierzehn weiteren Städten wurden die Mammut-Schaufenster umgestaltet. Und in 19 anderen Städten kennzeichneten Aktivisten Mammut-Artikel in Sportgeschäften mit entsprechendem Etikett.
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Jetzt mitmachen und Protest-Mail schreiben!

Hintergrund der Aktion ist der aktuelle Test von 40 Outdoor-Produkten auf umwelt- und gesundheits-schädigende per- und polyfluorierten Chemikalien (PFC). Das von Greenpeace beauftragte Labor fand vor allem in der Ausrüstung von Mammut hohe Konzentrationen: Alle sechs getesteten Produkte enthielten PFC, darunter die krebserregende Perfluoroktansäure (PFOA). In einer ersten Stellungnahme behauptet die Firma jedoch, die Ware regelmäßig auf PFC zu prüfen: „Alle Produkte liegen innerhalb aller weltweit gültigen gesetzlichen Grenzwerte“, so eine Unternehmenssprecherin. In unserem Test hielten jedoch gleich zwei Produkte von Mammut dieses Versprechen nicht. Anders reagierte die Outdoor-Marke Paramo: Die Firma unterzeichnete ein Detox-Abkommen mit Greenpeace, das den Verzicht von PFC und anderen gefährlichen Chemikalien vorsieht. Damit schließt sich der Hersteller 34 weiteren Marken an, die bereits mit Greenpeace die Modebranche entgiften. Fordern Sie den Outdoor-Riesen Mammut auf, Verantwortung zu übernehmen und Gipfelstürmer beim Entgiften zu werden. Tausende Naturliebhaber und Outdoorbegeisterte wollen Kleidung ohne Umweltverschmutzung.
Machen Sie mit: Auf detox-outdoor.org finden Sie eine Online-mail-Aktion und weitere Infos.

Auch  wenn  das  Tragen  der  Kleidung  nicht  unmittelbar gesundheitsschädlich ist,  PFC  sind extrem langlebig  und  reichern  sich in  der  Umwelt  an.  Sie  gelangen  über  die  Nahrungskette  und  das Trinkwasser  in  den  menschlichen  Körper.  Einige  PFC  können  das Immunsystem  und  die  Fruchtbarkeit  beeinträchtigen  und  zu Schilddrüsenerkrankungen führen, andere sind sogar krebserregend. Mammut  ignoriert  diese  Gefahr  und  weigert  sich  bisher,  PFC  zu ersetzen. Andere  Marken wie  Fjällräven, Paramo  oder  Adidas machen vor, dass eine PFC-freie Produktion jetzt schon möglich ist.

Marken wie Mammut behaupten, dass die verfügbaren Alternativen noch nicht gut genug seien. Dabei bieten sie hochgerüstete Textilien an, die kein normaler  Wanderer braucht. Tatsächlich tragen viele Menschen mittlerweile Outdoor-Kleidung, die übers Ziel hinausschießt – weil die Anbieter den Kunden glauben machen, dass sie sie brauchen. Dabei ist auch in der Praxis längst bewiesen, dass PFC-freie Alternativen selbst extremen Anforderungen gerecht werden: Um Proben zu sammeln, unternahmen acht Greenpeace-Teams im Mai und im Juni 2015 Expeditionen in entlegene Gebiete, etwa in den Himalaja, in die Anden und ins südsibirische Altai-Gebirge. Dabei waren sie mit PFC freier Ausrüstung unterwegs, und damit voll zufrieden. Übrigens wurden in allen Regionen PFC nachgewiesen. Vor einigen Monaten kam der italienische Profi-Bergsteiger David Bacci auf Greenpeace zu und bat um Unterstützung bei der Auswahl PFC-freier Ausrüstung. Mit Outdoor-Kleidung von Paramo hat Bacci inzwischen zwei der extremsten Kletterrouten der Welt bezwungen, am Cerro Torres und Fitz Roy in Patagonien - und war mit seinem Equipment vollauf zufrieden: "Die PFC-freie Kleidung hat mich unter extremen Bedingungen warm und trocken gehalten", so Bacci.

Neuauflage des Textilratgebers erschienen!

Unser beliebter Ratgeber für den Durchblick im Dschungel der Textil-Label ist überarbeitet worden. Zwei Zertifizierungen verbieten gefährliche Chemie bereits in der Produktion: Der Internationale Verband der Naturtextilwirtschaft (IVN Best) und der Global Organic Textile Standard (GOTS). Sie hatten bereits bei der letzten Untersuchung im Rahmen der Detox-Kampagne am besten abgeschnitten.

Durch die Detox-Kampagne von Greenpeace haben einige Labels ihre Standards verbessert. Bluesign etwa, das nun immerhin eine Liste kritischer Substanzen veröffentlicht. Da diese jedoch nicht konsequent geführt wird, ist auf die Bluesign-Kennzeichnung nur eingeschränkt Verlass. Auch das Siegel Öko-Tex hat einen neuen Standard entwickelt: "Made in Green". Er ist deutlich anspruchsvoller als das bisherige Label Öko-Tex 100. Dieses sehr verbreitete Siegel schaut nur auf die Belastung des Endprodukts, nicht auf den Herstellungsprozess – mit ihm wurde sogar giftig produzierte Kleidung aus Billigdiscountern gekennzeichnet.

Die Arbeitsbedingungen in der Textilindustrie sind mittlerweile zu einem der Kernthemen in der Branche geworden. Der Textilratgeber informiert auch über die fünf wichtigsten Initiativen, die sich für Standards bei den Produzenten engagieren: Die "Fair Wear Foundation“ etwa, die sich unter anderem für das Verbot von Zwangs- und Kinderarbeit, für Arbeitsschutz und die Rechte von Arbeitnehmern einsetzt.

Auch Bundesentwicklungsminister Gerd Müller will sich für bessere Bedingungen stark machen und ein weiteres Siegel auf den Markt bringen. Sein im Oktober gegründetes Textilbündnis entwickelte den sogenannten "Grünen Knopf“ für ökologisch und fair produzierte Textilien. Die Mitgliedschaft im Bündnis soll jedoch freiwillig sein. Statt eines weiteren Textil-Labels, wäre es sinnvoller, einen strengen, gesetzlich geschützten Standard für grüne Mode einzuführen – wie beim EU Bio-Siegel für Lebensmittel. Das würde wirklich Klarheit im Textil-Dschungel bringen.

Ratgeber Textil-Label (2014/10)

Greenpeace-Erfolg: Tchibo will entgiften

Als Reaktion auf die Detox-Kampagne von Greenpeace verpflichtet sich der Hamburger Kaffee- und Handelskonzern auf einen Fahrplan zur Entgiftung der Textilproduktion. Tchibo veröffentlichte gestern, 24.10.2014 eine entsprechende Erklärung. Ein von Greenpeace-Aktivisten bundesweit in 35 Städten geplanter Protest wurde daraufhin kurzfristig abgesagt. Damit ist Tchibo Vorreiter bei den Discountern. Aldi, Lidl, Rewe und Penny müssen nun nachziehen!

Untersuchung: Gift in Kinderkleidung
Greenpeace hatte am Donnerstag Untersuchungsergebnisse von Chemikalien in Kinderkleidung und -schuhen verschiedener Discounter veröffentlicht. Dabei hatte Tchibo schlecht abgeschnitten. Die Produkte wurden in deutschen, österreichischen und Schweizer Supermärkten eingekauft. Insgesamt wurden 26 Proben in unabhängigen Laboren untersucht. Mehr als die Hälfte der Proben enthalten Schadstoffe in Konzentrationen, die oberhalb der von Greenpeace für Kinderkleidung herangezogenen Vergleichs- und Vorsorgewerte liegen.

Fordere die Discounter jetzt auf, die Textilproduktion zu entgiften!

Die höchsten Schadstoffkonzentrationen wurden in den Schuhen gefunden. In allen der 11 getesteten Kinderschuhen, überwiegend Plastiksandalen bzw. Clogs, wiesen die Labortests Schadstoffe wie Dimethylformamid (DMF), polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK) oder 2-Phenyl-2-propanol (2PP) nach. DMF kann die Fortpflanzung schädigen und ist nach REACH-Verordnung als besonders besorgniserregendeSubstanz eingestuft. Einige Substanzen aus der PAK-Stoffgruppe gelten als krebserregend. 2PP ist eine geruchsintensive Substanz, von deren Einsatz das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) wegen möglicher gesundheitsschädigender Eigenschaften abrät. Außerdem hat Greenpeace Regenbekleidung und Outdoor-Jacken getestet. Alle drei Regenjacken/-anzüge sind als frei von perfluorierten Chemikalien (PFC) deklariert. Die Tests zeigen, dass die in Hamburg gekaufte Thermo-Regenjacke von Tchibo nicht frei von PFC ist: Sie enthält perfluorierte Carbonsäuren, darunter die als besonders besorgniserregend geltende Perfluoroktansäure (PFOA).

Neuer Einkaufsratgeber - Discountercheck
Gerade Discounter, die in schnellem Wechsel gewaltige Stückzahlen von Kleidung auf den Markt werfen, haben besondere Verantwortung. Aldi, Lidl und Tchibo zählen mit einem Jahresumsatz von je etwa einer Milliarde Euro zu den Top 10 der deutschen Modehändler. Doch die Produktion der Kleidung geht zu Lasten der Umwelt. Für den ebenfalls diese Woche veröffentlichten Discounter-Einkaufsratgeber "Textilien im Supermarkt" hat Greenpeace Tchibo, Rewe, Aldi und Lidl auf Chemikalien, Rohstoffeinsatz, Wiederverwertbarkeit der Textilien und Sozialstandards in der Fertigung untersucht. Um herauszufinden, wie sauber und fair sie ihre Textilien produzieren lassen, wertete Greenpeace öffentlich verfügbare Daten aus und adressierte einen detaillierten Fragebogen an die Händler. Die größten Schwächen zeigten sich durchweg beim Einsatz gefährlicher Chemikalien, kein Unternehmen schneidet darin gut ab. Alle Ergebnisse sind im  Ratgeber zusammengefasst.

Bereits 20 international führende Textilunternehmen haben sich auf ein Detox-Commitment verpflichtet. Dieses sieht vor, dass die Firmen bis zum Jahr 2020 auf den Einsatz aller gefährlichen Chemikalien in der Produktion zu verzichten. Zuletzt hatte Adidas im Vorfeld der WM dem Druck von Greenpeace nachgegeben und sich auf einen glaubwürdigen Kurs zur Entgiftung verpflichtet. Mit der internationalen Detox-Kampagne fordert Greenpeace Textilhersteller auf, Risiko-Chemikalien durch umweltfreundliche Alternativen zu ersetzen.


Ratgeber "Textilien im Supermarkt" (2014/10)
Report "Dreckige Discounter - Gefährliche Chemikalien in Supermarkt-Kleidung" (2014/10)
Anhang zum Report "Dreckige Discounter"  - Ergebnisse und Methoden (2014/10)

Des Kaisers neue Kleider: Greenpeace weist Chemikalien in Luxus-Kinderbekleidung nach

Donnerstag 20.02.2014: Mit einem Fotoshooting der anderen Art hat Greenpeace Frankfurt heute vor dem Versace-Geschäft in der Goethestraße protestiert. In einer aktuellen Untersuchung weist Greenpeace nach, dass Kinderkleidung internationaler Luxusmarken teilweise mit gefährlichen Chemikalien belastet ist. Diese gelten als hormonell wirksam und potentiell krebserregend. Getestet wurden Kleidungsstücke und Kinderschuhe der Marken Versace, Dior, Dolce & Gabbana, Giorgio Armani, Hermès, Louis Vuitton, Marc Jacobs und Trussardi. Bei allen Herstellern außer Trussardi fanden sich schädliche Chemikalien. Zum flickr-Album der Aktion

Senden Sie Versace, Louis Vuitton und Dolce & Gabbana eine E-Mail,
in der Sie eine giftfreie Zukunft fordern!

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Detox Update: Primark will entgiften!

Die Billigmarke Primark unterschreibt die Detox-Verpflichtung von Greenpeace, nur knapp zwei Wochen nach der britischen Luxusmarke Burberry. Die irische Bekleidungsfirma ist damit das zwanzigste Unternehmen, das sich für eine giftfreie Textilproduktion verpflichtet. Beim Kinderkleidungstest "Kleine Monster im Kleiderschrank" von Greenpeace im Januar wurden auch Textilien von Primark und Burberry auf giftige Chemikalien wie etwa Nonylphenolethoxylat, per- und polyflourierte Chemikalien (PFC) oder Phtalate (Weichmacher) untersucht. Diese Chemikalien gelten als hochgiftig, hormonell wirksam und krebserregend. Einige PFC können das Immunsystem und die Fruchtbarkeit beeinträchtigen und zu Schilddrüsenerkrankungen führen. Ein in Deutschland gekauftes T-Shirt von Primark enthielt 11 Prozent Weichmacher (Phthalate). Dies ist ein für Kinderspielzeug in der EU unzulässiger Wert.
Bereits in den nächsten Monaten will Primark die ersten Abwasserdaten der Zulieferer – mit Mengenangaben zu allen gefährlichen Chemikalien – öffentlich machen. Damit können sich die Menschen in unmittelbarer Nähe der Fabriken in Zukunft über die Belastung ihrer Trinkwasserressourcen und Flüsse informieren. Primark will so für mehr Transparenz in der gesamten Lieferkette sorgen. Primark muss nun den Worten auch Taten folgen zu lassen, damit das Wasser in China und anderen Produktionsländern wieder sauberer wird. Außerdem muss Primark dringend die sozialen Bedingungen der Textilarbeiter verbessern. Umweltschutz und menschenwürdige Arbeitsbedingungen sollten Hand in Hand gehen. Die Marken sind dafür verantwortlich, beides zu garantieren.

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