Geheimnisvolle Unterwasserwelt

Eine Erlebnisausstellung der Superlative eröffnete im Sommer 2008 in Stralsund. Das Ozeaneum lädt auf einer Fläche von 9.000 Quadratmetern zu einer Reise in die Meere ein.

Mit an Bord ist Greenpeace mit der einzigartigen Ausstellung „Riesen der Meere.“ Diese Ausstellung wurde zusammen mit dem Deutschen Museum konzipiert. Das Ozeaneum ist die größte Meeresausstellung in Europa. Die Besucher erwartet 39 riesige Aquarien mit ca. 7000 Tieren aus Nord- und Ostsee sowie dem Nordatlantik.

Am Ende des Rundgangs befindet sich die Ausstellung „Riesen der Meere“.

Ich begann meinen Rundgang, der mich in den Extrembereich „Tiefsee“ führte.

Als Tiefsee bezeichnet man einen völlig lichtlosen Bereich der Meere, der unterhalb einer Tiefe von 800 Metern liegt. Trotz der eigentlich sehr lebensfeindlichen Bedingungen entwickelte sich hier eine vielfältige Tierwelt aus Räubern und Aasfressern und es wurde mir verdeutlicht, dass ohne Vielfalt, selbst der kleinsten Lebewesen, kein Leben möglich ist. Schon ab 200 Metern unter dem Meeresspiegel ist es für die Photosynthese zu dunkel und es kann kein Kohlenstoff produziert werden. Damit aber der Kohlenstoff in die Tiefe gelangt, bedient sich die Natur der Quallen, Fische, Kopffüßler und Krebse, die nachts zum Fressen aufsteigen und bei ihrer Rückkehr in die Tiefe unverdaute Nahrung ausscheiden oder selbst gefressen werden.

 

Traurig wurde ich beim Anblick der Vitrine, die Fische gestern und heute zeigt. Nicht nur die Fischbestände wurden in den vergangenen Jahrzehnten drastisch reduziert, nein, auch die Fische werden heute nur ein Drittel so groß wie noch vor 50 Jahren. Die Bedrohung durch den Menschen, der die Meere leer fischt und die Atmosphäre vergiftet war für mich wieder einmal hautnah spürbar.

Ich ging weiter und wurde mit vielen Fragen konfrontiert: Warum ist das Meer blau? Müssen Fische trinken? Wie funktionieren die Gezeiten? Warum sinkt der Salzgehalt im Nordatlantik und wie wirkt sich das auf den Golfstrom aus? Filme mit unterschiedlichen Schwerpunkten erläuterten den interessierten Besuchern, dass zwar kein Weltuntergang bevorsteht, aber eine Klimaveränderung (z.B. ein Vergleich von Winnipeg vor 8.000 Jahren und heute) bereits eingesetzt hat.

Sehr interessant fand ich die "Ausstellung "Ostsee". Unter dem Titel zwischen Land und Meer konnte ich mir die Beschaffenheit der Bodden und das Leben der Menschen am Haff erläutern lassen. Auch Küstenvögel in Not (wem gehört eigentlich der Fisch?) und der Film Kraniche am Bodden waren beeindruckend.

Dem Rundgang folgend gelangte ich in einen ovalen Raum. Die erste Frage, die sich mir in den Weg stellte war: Essen Sie Delfin? Ich schaute mich um und sah mich konfrontiert mit ca. 30 meist unterschiedlichen Delfinen, die mich scheinbar fragend anblickten. Angeführt wurde die Delfinschule von einem Narwal, der den für männliche Delfine typischen Stoßzahn besitzt, gefolgt von einem Beluga und dem in der Öffentlichkeit bekanntesten Delfin, dem Tümmler, der uns allen als "Flipper" bereits seit langer Zeit ans Herz gewachsen ist. Mir war als hörte ich ihre Klicklaute und ihr Schnattern mit dem sie sich untereinander verständigten. Auf großen Tafeln las ich folgende Schlagworte:

  • Klimawandel!
  • Das Meer hat Fieber!
  • Meere im Dauerstress!
  • Lärm macht alle Meeresbewohner blind!
  • Tote Zonen im Meer!
  • Fischfarmen!
  • Beifang!
  • Der Mensch ist der größte Feind!
  • Überfischung: Am Ende ist keiner mehr da!
  • Gähnende Leere 2048

Was können wir alle tun?

Verwendung des Fischführers beim Fischkauf. Dieser informiert uns über die Bestandslage und die ökologische Bedenklichkeit. Generell gilt: Verzicht auf völlig überfischte Arten wie Heilbutt, Seehecht, Seezunge, Lachs, Thun- und Schwerfisch, Rotbarsch, Hai (z.B. Schillerlocke), Aal und Scholle. Stattdessen Fisch aus relativ gesunden Beständen wählen: Hering, Heilbutt (Pazifik), Sprotte, Seelachs oder Fisch aus Öko-Aquakulturen.

Wichtig: Achten Sie beim Kauf von Fisch auf das MSC-Siegel (Marine Stewardship Council). Dieses Siegel steht für ökologisch verantwortungsvolle und sozial verträgliche Fischerei.

Es ist noch nicht zu spät! Handeln wir jetzt! Das Meer und unsere Kinder wollen leben!

Weiter geht's. In einem Nebenraum höre ich Stimmen; mal sehen was hier los ist. Aha, auf der Leinwand erkenne ich Thilo Maak von Greenpeace. Er hält einen Vortrag zum Thema Schutzgebiete. Ich suche mir einen Platz und höre ihm zu. Greenpeace fordert bereits seit 2004 ein Verbot (Moratorium) für zerstörerische Aktivitäten in Meeresschutzgebieten. Dieses Verbot gilt für Fischerei (insbesondere Grundschleppnetzfischerei), neue Öl- und Gasförderung, Sand- und Kiesabbau, militärische Übungen, Aquakultur und künstliche Riffe oder Inseln sowie die Verklappung von giftigen Substanzen.

Leider muss ich erkennen, dass die Umsetzung der Einrichtung von Schutzgebieten auch auf die Zersplitterung der politischen Kompetenzen zurückzuführen ist. Zwar beschäftigen sich die Umweltminister mit der Einrichtung von Schutzgebieten, aber die Regelung der Fischerei liegt ausschließlich bei den nationalen Fischereiministern.

Ich setze meinen Rundgang fort. Auf einem beleuchteten Bildschirm werde ich nach Höchstgeschwindigkeiten gefragt: Wer spurtet am schnellsten? Mmh, da bin ich gespannt, mal gucken wer oder was sich da so tummelt. Eine Makrele bringt es auf 11 km/h, ein Marathonläufer bereits auf 20 km/h. Dann folgen Delfin 37/h, Lachs 45 km/h, Rennrad 50 km/h, Schwertwal 55 km/h, Thunfisch 60 km/h, dicht auf bereits der Finnwal mit 64 km/h und dann als absoluter Champion der Schwertfisch mit 96/h, toll, das hätte ich nicht gedacht.

Nun komme ich ins Kindermeer. Lustige Schaubilder zeigen mir die Unterwasserwelt der Fische und Meeressäuger: Der Unterschied liegt im Detail. Die Kinder sind am Basteln und Rätselraten. Gegenüber sehe ich Robben und lese: Robben sind Wanderer zwischen den Welten. Sie leben teils im Wasser, teils an Land. Anders als Wale haben sie Hintergliedmaßen. Sie sind jedoch weit nach hinten gerichtet und bilden eine Art "Schlagschwanz". Damit können die Tiere im Wasser manövrieren und sich an Land fortbewegen. Die Robben sind so perfekt ihrem Lebensraum angepasst. Ich mag ihre putzigen Gesichter und bleibe eine Weile stehen.

Endlich komme ich zum Highlight der größten Meeresausstellung Europas:

Riesen der Meere

Die Ausstellung der "1:1 Riesen der Meere" begeisterte mich total. Greenpeace hat diese Ausstellung zusammen mit dem Deutschen Meeresmuseum organisiert. In der 18 Meter hohen Halle hatte ich das Gefühl, als schaute mich der Blauwal, der mit seinen 26 Metern über mir schwebte, mit seinen lieben Augen freundlich an. Die Nachbildung eines Orkas, auch in Originalgröße, vermittelte mir den Eindruck als wäre er auf Beutefang. Fasziniert lauschte ich den Gesängen der Buckelwale, dem Röhren und Pfeifen der Blauwale und dem Knarzen der Orkas. Durch die Lichtreflexe empfand ich mich dem gleichen Element wie diese Giganten zugehörig und bekam das erste Mal in meinem Leben einen Eindruck von ihrer tatsächlichen Größe, die ich hautnah erleben durfte.

Ja, und somit war ich am Ende meines Rundgangs durch die Meere angelangt. Sehr viele Eindrücke schwirrten in meinem Kopf. Faszinierend die Farben der Korallen und die Fischvielfalt. Kein Fisch gleicht dem anderen. Dann die Giganten, die durch die Meere gleiten und sich von Zeit zu Zeit scheinbar mühelos aus dem Meer erheben um dann wieder mit voller Wucht einzutauchen und für uns unsichtbar und lautlos im Meer zu verschwinden.

Am Greenpeacestand im Foyer traf ich Leute aus der Gruppe Stralsund. Auch sie waren begeistert von dieser einzigartigen Ausstellung. Dass ich bald wieder kommen werde steht schon jetzt für mich fest.

 

 

 

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