Schafft die Mainova AG wirklich eine vorbildhafte Klimabilanz?
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- Zuletzt aktualisiert: Dienstag, 01. Januar 2013 21:47
In ihrem Umweltbericht 2010 kündigt sie jedenfalls an, der Vorstand habe, „strategische Grundsätze beschlossen, die durch ein umfangreiches Maßnahmenprogramm in den nächsten Jahren die Klimabilanz in der Rhein-Main-Region vorbildhaft verbessern sollen.“ An den in diesem Bericht angegebenen Zahlen zur Gesamtstromlieferung aufgeteilt nach den Energieträgern ist durchaus eine positive Tendenz im Sinne des Umweltschutzes zu erkennen. Der Anteil der fossilen Energieträger und der Atomenergie wurde gegenüber dem Berichtszeitraum 2006 bis 2007 reduziert, der Anteil der erneuerbaren Energien deutlich erhöht. Vergleicht man das Ergebnis mit den entsprechenden Anteilen bei der bundesweiten Stromerzeugung, ist der Mainova AG das Bemühen um Umweltfreundlichkeit tatsächlich nicht abzusprechen. Aber …
Aber der Anteil der Atomenergie wurde gegenüber dem vorhergehenden Berichtszeitraum nur um 3 Prozentpunkte auf 18 Prozent reduziert. Damit liegt dieser Anteil sogar um einen Prozentpunkt über dem aus dem Jahre 2004. Um wirklich vorbildhaft zu sein, hätte die Reduzierung höher ausfallen müssen. Aber da gab es ja wohl noch keinen entsprechenden Vorstandsbeschluss. Um dem Prädikat „vorbildhaft“ in Zukunft gerecht zu werden, bedürfte es einer weitgehenden, stärkeren als bisher durchgeführten Reduzierung des Atomstromanteils zu Gunsten der erneuerbaren Energien. Aber der Umweltbericht verliert kein Wort über die geplante, zukünftige Entwicklung des Atomstromanteils.
Zur Klärung dieser offenen Frage haben wir den Vorstandsvorsitzenden, Herrn Dr. Alsheimer, in einem offenen Brief darum gebeten, Auskunft über die diesbezügliche Unternehmensplanung zu geben.
Greenpeace Frankfurt hatte dem ServiceCenter der Mainova bereits im November des vergangenen Jahres einen Besuch abgestattet. Die Aktivisten „entsorgten“ dort 320 symbolische Atommüllfässchen. In jedem steckte ein Zettel, auf dem Frankfurter Bürgerinnen und Bürger mit ihrer Unterschrift die Mainova dazu aufforderten, den erneuerbaren Energien Vorrang zu geben und den Atomstromanteil auf Null zu reduzieren. Gemäß einer emnid-Umfrage zum Atomausstieg vom April 2010 fordern 67 Prozent der Befragten, es solle entweder „... am gegenwärtigen Ausstiegstempo festgehalten werden“ oder „... der Ausstieg aus der Atomenergie noch beschleunigt werden“. Dieses Ergebnis dürfte repräsentativ für den Kundenstamm sein und bestätigt die Unterschriftensammlung. Die Mainova sollte dem Wunsch der Kunden nachkommen.
Es ist jedenfalls festzustellen: Ein Weiterbetrieb der Atomkraftwerke blockiert den Ausbau der erneuerbaren Energien, blockiert damit genau das, was wir für den Ausstieg aus den fossilen Energieträgern unausweichlich umsetzen müssen. Wir brauchen den Ausstieg aus der Atomenergie, um die klimapolitischen Ziele zu erreichen. An der Diskussion um die Laufzeitverlängerung der Atomkraftwerke wird sich die Mainova AG nicht beteiligen wollen, an der Entscheidung darüber nicht mitwirken können. Aber wie alle anderen Stadtwerke und Energieversorger auf Länder-, regionaler und lokaler Ebene kann sie durch ihre Unternehmenspolitik einen nicht zu unterschätzenden Einfluss auf die Entwicklung nehmen. Greenpeace Frankfurt fordert die Mainova AG dazu auf, diese Möglichkeit zu nutzen. Möge die Mainova wirklich vorbildhaft werden.